Von der Community für die Community – ein Interview mit Heiko Hees


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PediaPress LogoDie Buchbranche hat spannende Geschichten zu bieten, gerade abseits der großen Nachrichten. Dies zeigt auch unser Gespräch mit Heiko Hees, Geschäftsführer von PediaPress. PediaPress ermöglicht es maßgeschneiderte Bücher aus Wiki-Inhalten zusammenzustellen und sich diese zustellen zu lassen.

Zum Einstieg: Können Sie Ihr Unternehmen kurz vorstellen? Was sind Ihre Hintergründe?

PediaPress bietet den Druck von individuellen Büchern mit Inhalten aus Wikis. Unser Unternehmen ist offizieller Partner der Wikimedia Foundation. Gemeinsam haben wir eine Lösung entwickelt mit der z.B. Nutzer der Wikipedia ihre persönliche Auswahl von Artikeln als individuelles, gedrucktes Buch bestellen können.

Wie wird das Angebot momentan angenommen?

Das Angebot wird sehr gut angenommen, obwohl wir erst ganz am Anfang stehen. Die Rückmeldungen sind fast ausnahmslos positiv.

Die Nutzer scheinen geradezu auf eine Lösung gewartet zu haben, die es Ihnen erlaubt ihren persönlichen Ausschnitt aus der Wikipedia in ein gedrucktes Buch zu packen.

Allerdings müssen wir auch noch etwas Aufklärungsarbeit leisten: Es gibt immer wieder Begegnungen mit Menschen, die Probleme haben unser Angebot zu verstehen. Die Idee, dass man sich die Inhalte eines Buches selber auswählen und das Ganze als professionell gesetztes und produziertes Unikat fuer 8EUR kaufen kann, ist nicht kompatibel mit der erlernten Sichtweise auf Bücher. Das muss man dann teilweise drei mal erklären, bevor die Leute es einem glauben.

Was ist ihre Vision und langfristige Strategie?

Die weltweite freie Verfügbarkeit allen Wissens ist auch unser Ziel und wir denken, dass unser Angebot eine weitere Komponente ist, die hilft dieses Ideal voranzubringen. So kann die Option den eigenen Beitrag zum freien Wissen als gedrucktes Werk in den Händen zu halten, eine weitere Motivation sein um an einem Projekt wie Wikipedia mitzuarbeiten.

Um unsere Ziele etwas konkreter darzustellen: Wenn wir es schaffen einen Anteil daran zu haben, dass es künftig aktuellere, bedarfsgerechtere und günstigere Lehrbücher gibt, wäre das ein Erfolg.

Sie haben angekündigt Ihre Wikipedia-Bücher auch über den Buchhandel vertreiben zu wollen. Wann ist das soweit? Setzen Sie hier auch weiterhin auf Print on Demand oder werden hier andere Produktionsmöglichkeiten geplant?

Hier arbeiten wir eng mit der Community zusammen. Die Idee ist, dass die Community Bücher erstellt, auswählt und zur Publikation vorschlägt. Wir würden uns dann darum kümmern, diese über den klassischen Buchhandel verfügbar zu machen.

Einen genauen Starttermin kann ich Ihnen noch nicht nennen, dieser hängt auch stark vom Engagement der Community ab.

Diese Bücher würden ebenfalls im On-Demand-Verfahren produziert, wobei ich nicht ausschliessen möchte, dass populäre Titel irgendwann auch klassisch produziert werden.

Welche Erfahrung haben Sie bislang mit der Print on Demand Technologie gemacht? Vor allem hinsichtlich Qualität, Variantenreichtum der Produktgestaltung, Preis und Schnelligkeit der Produktion?

Hinsichtlich Preis, Qualität und Variantenreichtum unterscheiden sich die grösseren Digital-Drucker nur marginal. Die Produktionstechniken und Prozesse sind inzwischen standardisiert. Grössere Unterschiede gibt es beim Service.

Welche Potentiale und welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie bei der Print on Demand-Technologie?

Ich hoffe, das die weitere Verbreitung der Technologie die Produktionskosten nochmals senkt. Insbesondere der Farbdruck ist derzeit noch sehr teuer. Weiterhin sehe ich Potential bei Zusatzangeboten rund um die Druckdienstleistung, z.B. bei der Verpackung der Bücher.

PediaPress produziert die gewünschte Bücher automatisiert. Wie schätzen Sie die Möglichkeiten der Individualisierung und automatischen Produktion im Buchmarkt ein? Was ist status quo, wohin könnte die Reise gehen?

PediaPress wird die Möglichkeiten der Individualisierung starker ausbauen. So planen wir z.B. individuell gestaltbare Cover, sowie die Option ein eigenes Vorwort zuschreiben anzubieten.

Weiterhin gehe ich davon aus, das es in fünf Jahren von grossen Verlagen Angebote gibt, die dem von PediaPress in Kombination mit der Wikipedia ähneln. Kunden werden sich bedarfsgerechte Fachbücher individuell mit den fuer sie relevanten Informationen aus dem Fundus des Verlags zusammenstellen können. Fuer die Kunden bedeutet das bessere Bücher fuer weniger Geld.

Abschließend noch: Welche drei Ansätze in der Buchproduktion bzw. im Verlagssektor sind Ihrer Ansicht nach momentan die innovativsten?

Von eBooks bin ich bezüglich des deutschen Marktes noch nicht überzeugt – die kann man sich so schlecht ins Regal stellen.

Die Konsumenten sind schon heute eher bereit, fuer die physische Verpackung zu zahlen, als fuer die enthaltenen Informationen. Digital-Druck Anbieter und Vermittler von Inhalten werden daher meines Erachtens künftig ein besseres wirtschaftliches Umfeld vorfinden als die Verlage.

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