Konzert-Hoch – CD-Tief


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Paul McCartney live in Concert

Macht mehr Geld mit Konzerten als jeder Andere: Paul McCartney, hier bei einem Solo beim BBC Electric Proms Concert im Roundhouse, Camden, London, England. (Bild/CC)

Die gestern bekanntgewordene Absage der Popkomm in Berlin, der Leitmesse der deutschen Musikindustrie, macht wieder einmal deutlich: Die Musikindustrie weiß immer noch nichts mit der eigenen Zukunft anzufangen. Jedenfalls die Majors. Da bröckeln Tag für Tag die Umsätze weg, da erodieren Märkte und Geschäftsmodelle und derweil schimpft man auf die vermalledeiten Piraten. So jedenfalls Dieter Gorny vom Bundesverband der Musikindustrie, ehemals Mitgründer der Popkomm: »Wir wollen ein Zeichen setzen, dass die Politik nun endlich handeln muss, um den Diebstahl geistigen Eigentums im Netz zu stoppen« (Quelle)

Um die eine große Frage dieser Tage in der Musikindustrie wird aber letztlich keiner vorbeikommen: Wie können Musiker in Zeiten des Internets Geld verdienen?
Marcel Weiss hat dazu Anfang des Jahres grundlegenden ausgeführt, was das Internet und die Digitalisierung für ökonomische Konsequenzen für die Musikindustrie haben. Die fünf Kernargumente lassen sich folgend zusammenfassen:

  1. Digitale Musikaufnahmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie freie Güter sind, und unter Nichtrivalität konsumiert werden können.
  2. Die unter Punkt 1 genannten Eigenschaften führen zu einem unendlichen Angebot und Grenzkosten von Null für digitale Kopien von Musikaufnahmen.
  3. Punkt 2 führt wiederrum zu einem Marktpreis von Null für digitale Musikaufnahmen. Während das alte Geschäftsmodell wegbricht, werden die Musikaufnahmen gleichzeitig zur optimal distribuierbaren Werbung für die Musiker.
  4. Während die Erzeugung einer Kopie keine zusätzliche Kosten verursacht, erzeugt die eigentliche Produktion der Musik Kosten, die gedeckt werden müssen. Diese Kosten müssen über eine Querfinanzierung eingespielt werden.
  5. Die Einnahmen für Musiker muss aus dem Verkauf von wertvollen, knappen Gütern kommen. Beispiele: Konzerte, Merchandising, exklusive Zugänge zum Musiker

Wir können also festhalten: Die Produktion von Musikaufnahmen bleibt unabdingbar als Weg für Musiker Bekanntheit zu erlangen und Verbreitung zu erreichen. Aber: Mit den Aufnahmen an sich lässt sich kaum noch Geld verdienen. Die Aufnahmen sind mehr Kommunikationskanal und Werbemaßnahme, denn originäre Einnahmenquelle. Dies ist nicht nur bloße Theorie. Dass es in der Praxis schon Status Quo ist, belegen nicht nur Aktionen von Radiohead, die die eigene Platte zum gewünschten Preis des Kunden vertreiben oder die Abkehr von Madonna von der Musikindustrie und die Unterschrift bei einem großen Konzertveranstalter. Wirft man einen Blick auf die Einkommensverteilung der zehn bestverdienenen Interpreten im Jahr 2002 fällt deutlich auf, dass Konzerte die Haupteinnahmequelle darstellen – und bei einigen Künstlern übertreffen die Einnahmen aus Publishing-Aktivitäten die Erlöse aus dem originären Tonträgerverkauf. Die zehn Musiker oder Bands mit den höchsten Einkünften, haben im Schnitt 50,3 Prozent ihrer Erlöse mit Konzerten, 35,2 Prozent aus andersweitigen, nicht näher erläuterten Quellen, und nur knappe 9,5 Prozent aus dem Verkauf von Singles und Langspielplatten erzielt.Einkommensverteilung Star-Musiker

Spannend wäre in diesem Zusammenhang, ob sich die Einkommensverteilung auch bei weniger ertragsstarken Künstlern wiederspiegelt und ob sich in den letzten sieben Jahren wesentlichen Veränderungen in der Einkommensstruktur ergeben haben. Ebenso von Interesse wäre die Einkommensverteilung von Musikern in den 60er oder 70er. Über Hinweise bin ich in den Kommentaren dankbar.

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