US-amerikanischer Zeitungsmarkt: Der Sturz ins Bodenlose


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New York Times Eingang

Noch Sinnbild der klassischen Zeitungsindustrie und bald schon Auslaufmodell? Der Eingang der New York Times

Für den US-amerikanischen Zeitungsmarkt scheint es nur einen Weg zu geben: den nach unten. Wie die New York Times heute berichtet, ist in den letzten sechs Monaten die Zeitungszirkulation in den USA  im Vergleich zum Vorjahr um circa 10 Prozent gesunken. Im vergangenen Jahr lag sie noch bei unter 5 Prozent. Die Wochentagsausgaben mussten dabei einen Rückgang von 10,6 Prozent und die Wochenendausgabe um 7,5 Prozent hinnehmen. Doch wo Verlierer sind, gibt es auch Sieger. Diese operieren zwar mit antiken Methoden aus dem Web 1.0, doch der Rest scheint sich in Schockstarre auf Rettung von außen zu verlassen.

Um satte 7,3 Prozent hat es die Wochentagsausgabe der NYT erwischt, deren Auflage somit auf 928.000 sank. Auch die Wochenendausgabe der Times verlor Leser und hat nun eine Auflage von 1,4 Millionen, bleibt jedoch die weit verbreitetste der USA.

Wesentlich härter hat es USA Today erwischt: Die Auflage von 2,3 Millionen brach um satte 17,1 Prozentpunkte ein und steht nunmehr bei 1,9 Millionen. Und dieser Einbruch hat Konsequenzen: denn USA Today ist von ihrem Thron die auflagenstärkste Zeitung der USA gestoßen worden. Diesen Platz hat nun das Wall Street Journal (WSJ), welches durchschnittlich von 2 Millionen Amerikanern gelesen wird, eingenommen. Beachtlich daran ist nicht nur dass die lachsfarbene Zeitung Rupert Murdochs nun Marktführer ist, sondern dass sie auch ein Wachstum von 0,7 Prozent verbuchen konnte. Zurückzuführen ist dieser Anstieg wohl auch auf die verkauften Online-Abos, welche in den Zahlen berücksichtigt wurden und wofür der Medienzar Murdoch sich harte Kritik gefallen lassen musste.

Doch letztlich bleibt das WSJ eine der wenigen Zeitungen der USA, die sich über ein Auflagenwachstum freuen konnten. So brach beispielsweise beim San Francisco Chronicle die Zirkulation um 25,8 Prozent ein, beim Star Ledger aus Newark, New Jersey, und The Dallas Morning News um 22 Prozent am Werktag und um 19 Prozent am Sonntag.

Ganz im Gegensatz dazu konnten The Denver Post und The Seattle Times ein rapides Auflagenwachstum verbuchen. Dies hatte freilich einen einfachen Grund: die Konkurrenzzeitungen gibt es nicht mehr, denn die Leser fehlen.

Keine Frage: der amerikanische Zeitungsmarkt rutscht nicht langsam ab, nein, er stürzt ins Bodenlose. Und Ideen, wie man diesen existenzbedrohenden Trend abwehren könnte, sucht man weitestgehend vergeblich. Sicher, die 90er-Jahre Remineszenz des kostenpflichtigen Online-Abos, wie es Murdoch fordert, wäre ein Weg und er scheint zu funktionieren. Doch bleibt das WSJ ein Einzelfall, ein spannendes Indiz zwar, doch ist es schwer vorstellbar, dass andere Verlage dem News Corp. Vorbild folgen.

Eine weitere Hoffnung der Medienmanager stellen Multimediaprodukte wie iPhone, PDAs oder eReader dar. Hier gibt es zwar abseits der virtuellen Kopie des physischen Produkts noch kein schlüssiges Konzept, doch die können ja noch kommen. Irgendwann. Womöglich fehlt auch einfach noch das richtige Gerät, das den Medienkonzernen einen plausiblen Weg leitet. Wie beim iPod könnte diese Rolle Apple mit dem sagen- und gerüchteumwobenen Tablet einnehmen. Jedenfalls scheint das Gerät in Planung zu sein. Zumindest glaubt dies Bill Keller, Chefredakteur der NYT, der bei einer internen Veranstaltung dieses Satz fallen ließ:

“I’m hoping we can get the newsroom more actively involved in the challenge of delivering our best journalism in the form of Times Reader, iPhone apps, WAP, or the impending Apple slate…”

Doch ob das Gerät für die amerikanischen Zeitungsmacher nun seidender Faden oder Heilsbringer ist, wird man zweifellos erst erfahren, wenn es denn auf dem Markt ist. Ob es dann allerdings noch den US-amerikanischen Zeitungsmarkt gibt, ist natürlich eine ganz andere Frage.

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