Preiswerte Musik finden mit songcheckr – ein Interview
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Zugegeben, der Name klingt etwas stark Web 2.0 – aber dahinter verbirgt sich ein interessanter kleiner Dienst: songcheckr ermittelt, bei welchen der beiden Anbieter – Amazon mp3 oder iTunes Store – das gewünschte Lied/Album preiswerter zu haben ist.
Die Ergebnisse der letzten 14 Tage fallen eindeutig aus: Von insgesamt 456 unterschiedlichen Vergleichen sind nur 7 unentschieden ausgegangen, Amazon mp3 konnte 427 der Vergleiche gewinnen, iTunes Store hingegen konnte nur in 22 Fällen das bessere Ergebnis liefern.
Hinter den Service stecken drei junge deutsche Programmierer. Manuel Grabowski, 23, Ideengeber und Student Internet Computing in Passau stand uns Rede und Antwort zu seinem neustem Projekt sonchekr.
Wie ist songcheckr entstanden?
Im Grunde fast aus einer reinen Laune heraus – ich hatte in einer informatiker-üblich langen Nacht kurz vor dem Schlafen gehen noch zufällig einen Artikel über kommende Neuerungen an der Amazon-API gefunden. Während dem Lesen kam mir die Idee, und so hab ich das mit dem Schlafen gehen ganz sein lassen. Nach etwa zwei Stunden Bastelarbeit war die allererste, rudimentäre Funktionalität bereits auf die Beine gestellt: beide Dienste wurden mit dem Suchwort gefüttert und spuckten ihren Idealtreffer samt Preis aus. Tags drauf fragte ich Henning, ob er mir – mal wieder – ein Logo für eine fixe Idee bauen möchte, und von da an hat es beinahe ein Eigenleben entwickelt. Wir haben täglich stundenlang gefeilt, bis wir die Seite mehr oder weniger in der jetzigen Form vollendet hatten.
Wie sind bislang die Reaktionen/Nutzungszahlen?
Die Reaktionen waren überwältigend, wir hatten natürlich gehofft, ein paar Meldungen oder Twitter-Verbreitung zu bekommen, aber als wir am Launch-Tag nach einigen Stunden den Überblick über all die Websiten verloren haben, die eine Meldung brachten, war das natürlich sehr erfreulich. Die Benutzerzahlen dieses Tages haben wir seitdem freilich nicht mehr erreicht, sie halten sich mittlerweile auf einem stabilen Niveau, mit dem wir ganz zufrieden sind. Ich habe gerade mal in der Datenbank geschaut, in den letzten 24 Stunden wurden gut 1000 Suchanfragen getätigt.
Wieviel Zeit steckt ihr momentan in das Projekt?
Das Pensum von fast 100% der verfügbaren Zeit in der Woche vor dem Launch konnten wir leider nicht bis lange danach halten, es macht sich eben doch bemerkbar, wenn man mitten im Semester für eine Woche komplett im Kämmerchen verschwindet. Teilweise gehen jetzt sogar schon die Klausuren an, so dass ich es mir leider nur erlauben kann, alle paar Tage einige Stunden an der Seite zu arbeiten.
Was ist euer Ziel/Vision? Was werden die nächsten Ausbaustufen sein?
Nun, langfristig ist das Wichtigste natürlich, weitere Anbieter aufzunehmen. Das ist uns – da wir ja nur meine fixe Idee umgesetzt haben - selbst im Vorfeld gar nicht bewusst gewesen, aber während des Launchs schnell klar geworden. Nicht nur, dass im Großteil des Feedbacks danach gerufen wurde, es sind sogar andere Anbieter von sich aus auf uns zu gegangen. Andere schickten auf unsere Kontaktaufnahme nur ein zusammenhangsloses Standardschreiben, und wieder andere brauchen gefühlte Ewigkeiten, um zu reagieren. Alles sehr interessante Erfahrungen, wenngleich ich auf manche hätte verzichten können. Ansonsten gibt’s noch jede Menge Potential im Bereich der ”Kundenfreundlichkeit”. Vorschläge bei eventuellen Vertippern, “andere Musikfans suchten auch nach”, “weitere Titel dieses Interpreten” und
ähnliches.
Wollt ihr den Dienst monetarisieren? Habt ihr eine kommerzielle Absicht mit songcheckr oder ist es mehr ein Freizeitprojekt?
Ich will keinem etwas vormachen: natürlich möchten wir gerne Geld mit dem Dienst einnehmen – Umsatz haben wir bereits, mal sehen wann Gewinn daraus wird. ;) Wenn man einen Dienst baut, der auf zwei Schnittstellen mit prominenter Affiliate-Funktionalität zugreift, kommt man kaum umhin, an deren Nutzung zu denken. Auch hier durften wir eine Menge (und zwar wirklich eine schier überwältigende Menge) an neuen Informationen und Erfahrungen sammeln - häufig war in Kommentaren im Web zu lesen, was für eine clevere Idee das Ganze sei, um mit Affiliate-Links Geld zu scheffeln. Wäre das der Fall, würde es mich natürlich freuen, aber das stellt man sich als Außenstehender deutlich zu leicht vor. Momentan haben die erzielten Beteiligungen von iTunes und Amazon noch nicht einmal die Kosten für Server und Domains und andere Investitionen eingebracht, von der aufgewendeten Arbeitszeit ganz zu schweigen. Das war aber nie massgeblich für uns, weshalb ich definitiv sagen kann, dass es mehr ein Freizeitprojekt ist. Es geht uns um die Idee, und darum, diese möglichst nutzerfreundlich anzubieten – wir mögen Musik, wir sind nicht reich. Und wir freuen uns, wenn wir Leuten wie uns mit der Seite helfen können. Es ist nicht damit zu rechnen, dass dabei in naher Zukunft mehr als einmal im Monat eine Pizza vom Lieferservice dabei herausspringt, aber wir Informatiker sind da ja genügsam.
Werdet ihr die Funktionalität auf weitere Musik-Shops erweitern? Auch mit der Möglichkeit nach Nutzungsmöglichkeiten zu filtern, spricht DRM?
Das ist wie gesagt unsere oberste Priorität – am Liebsten wäre mir, wenn einfach alle Shops auf DRM verzichten würden, aber sollte ein Shop mit DRM dazukommen, wird es für die Nutzer eine einfache Möglichkeit geben, entweder DRM komplett von der Suche ausszuschließen oder in den Ergebnissen deutlich zu erkennen, welche Angebote mit dieser unsäglichen Kundenbevormundung im Schlepptau kommen.
Habt ihr Zahlen über die letzten 14 Tage hinaus, wie die vergleiche zwischen iTunes und Amazon ausfallen? Hat einer die Nase eindeutig vorn?
Ja, wir heben alle Suchanfragen (natürlich ohne jegliche personenbezogene Merkmale) auf, und schon jetzt wird anhand dessen die Qualität der Suchergebnisse verbessert – in Zukunft wird das noch stark ausgebaut, da das eine vergleichsweise einfache Möglichkeit ist, näher an die vom Nutzer gewünschten Ergebnisse heranzukommen. Und ja, es ist ganz deutlich, Amazon schlägt iTunes mit seinen Kampfpreisen zur Markteinführung des MP3-Diensts in Deutschland um Längen. Bei den Einzeltiteln war es richtig schwierig, überhaupt irgendeinen zu finden, der bei iTunes günstiger ist – bei den Alben ist es ein wenig ausgewogener, aber am deutlichsten ist der Unterschied zwischen Deutschland und UK/USA zu sehen. In den Ländern, in denen es den Dienst schon länger gibt, fällt der Vergleich insgesamt deutlich gleichmäßiger aus.
Wir danke Manuel für das Interview.